Barrierefreiheit im Support: Was sich mit dem Barrierefreiheits-stärkungsgesetz ändert

profile
Von John Ibrügger
9. Juli 2025
Barrierefreiheit im Support: Was sich mit dem Barrierefreiheits-stärkungsgesetz ändert

Barrierefreiheit ist längst kein „Nice to have“ mehr – sondern gesetzlich verpflichtend. Spätestens mit dem Inkrafttreten des Barrierefreiheitsstärkungsgesetzes (BFSG) zum 28. Juni 2025 müssen viele Unternehmen sicherstellen, dass ihre digitalen Produkte auch für Menschen mit Einschränkungen uneingeschränkt nutzbar sind – darunter auch Helpdesk-Systeme, Webseiten und Support-Prozesse.

In diesem Artikel erfährst du:

  • Was genau das BFSG vorschreibt

  • Welche Bereiche im Kundenservice betroffen sind

  • Wie du deinen Support barrierefrei(er) machst – praxisnah, rechtssicher und ohne riesigen Aufwand

Was ist das Barrierefreiheitsstärkungsgesetz (BFSG)?

Das Barrierefreiheitsstärkungsgesetz (BFSG) setzt die EU-Richtlinie 2019/882 („European Accessibility Act“) in deutsches Recht um. Ziel: Digitale Produkte und Dienstleistungen müssen für alle zugänglich sein – auch für Menschen mit Seh-, Hör- oder kognitiven Einschränkungen.

Die wichtigsten Fakten:

  • Gilt ab dem 28. Juni 2025

  • Betrifft alle wirtschaftlichen Akteure, die bestimmte digitale Produkte oder Dienstleistungen anbieten – darunter auch viele B2B-Unternehmen

  • Verpflichtet zur Einhaltung der EN 301 549, einer technischen Norm für Barrierefreiheit

  • Verstöße können abgemahnt oder mit Bußgeldern geahndet werden

Besonders betroffen: Webseiten, Kundenportale, E-Commerce-Plattformen und Chats.

Was bedeutet das konkret für deinen Kundenservice?

Viele Support-Teams denken bei Barrierefreiheit an Rampen oder Fahrstühle – dabei beginnt digitale Barrierefreiheit viel früher. Und sie betrifft nicht nur das Design deiner Website, sondern auch:

  • Wie leicht Kunden dein Hilfe-Center bedienen können

  • Ob Texte verständlich, kontrastreich und klar gegliedert sind

  • Ob Buttons groß genug und per Tastatur steuerbar sind

  • Ob Support-Anfragen auch barrierefrei eingereicht werden können (z. B. via Screenreader)

Wenn dein Helpdesk z. B. als Widget auf deiner Website eingebunden ist, gilt: Auch dieser Bereich muss barrierefrei zugänglich sein.

Checkliste: Ist dein Support barrierefrei?

Hier eine kompakte Checkliste für deinen Helpdesk & Supportbereich:

Bereich

Frage

Texte

Sind deine Artikel leicht verständlich geschrieben?

Kontraste

Haben Texte und UI-Elemente ausreichend Kontrast?

Navigation

Kann alles auch per Tastatur bedient werden?

Formulare

Sind alle Eingabefelder korrekt beschriftet (z. B. mit Labels)?

Screenreader

Funktionieren Helpdesk, Chat und Hilfeartikel mit Screenreadern?

Alternative Formate

Gibt es Bilder mit Alt-Texten? Videos mit Untertiteln?

Tipp: Du kannst erste Tests kostenlos mit Tools wie wave.webaim.org oder dem Chrome-Plugin „Accessibility Insights“ machen.

Was HelpSpace jetzt schon für Barrierefreiheit tut

Bei HelpSpace haben wir das Thema frühzeitig erkannt und bereits konkrete Maßnahmen umgesetzt, u. a.:

  • Kontrastmodus für Benutzeroberfläche (jede:r User kann das UI individuell anpassen)

  • Tastaturnavigation im Widget und der HelpSpace-App

  • Klare, strukturierte Artikelvorlagen, die auch von Screenreadern gut erfasst werden können

  • Semantisch korrektes HTML für Widgets, Formulare und Hilfe-Seiten

  • Fokus-Indikatoren und sinnvolle ARIA-Rollen

Deine nächsten Schritte: So machst du deinen Support fit fürs BFSG

  1. Informiere dich intern – gerade auch mit der IT & Rechtsabteilung

  2. Führe einen Accessibility-Check deiner Supportumgebung durch

  3. Stelle sicher, dass dein Helpdesk-System technische Standards erfüllt

  4. Überarbeite Texte in der Knowledge Base auf Verständlichkeit & Struktur

  5. Kommuniziere Barrierefreiheit auch nach außen – z. B. auf deiner Kontaktseite oder im Footer

Fazit: Barrierefreiheit ist nicht nur Pflicht – sondern Chance

Ein barrierefreier Support ist kein Mehraufwand, sondern ein Wettbewerbsvorteil. Du erreichst mehr Menschen, bietest bessere Nutzererlebnisse – und sicherst dich rechtlich ab.

Gerade im B2B-SaaS-Bereich zeigt Barrierefreiheit: Wir nehmen alle Kunden ernst. Wir wollen, dass jeder mit uns arbeiten kann.

Titelfoto von Derek Lee auf Unsplash